Bergpark Villa Anna

03 Apr. 2010

Frankfurter Rundschau vom 3. April 2010

Bergpark Villa Anna
Blick frei auf die Burg
Von Andrea Rost

Der Blick kann weit schweifen: Wer den schmalen Weg hochsteigt, der sich den Berg emporwindet, sieht nach ein paar Gehminuten über das Dach der Villa Anna hinweg zur Eppsteiner Altstadt und zur Burg. Das war lange Zeit nicht möglich. Über 100 Jahr war die Sicht auf Stadt und Burgruine von Bäumen und Buschwerk verstellt. Jetzt ist die Blickachse freigeschnitten und damit zumindest an diesem Punkt der Ursprungszustand im Bergpark Villa Anna wieder hergestellt.

Einen fünfstelligen Euro-Betrag habe der Förderverein in das Vorhaben investiert, sagt Vorsitzende Diana Seiler. "Wir haben genau diese Blickachse ausgesucht, weil damit künftig umgekehrt auch die Besucher der Eppsteiner Burg freien Blick haben auf die Villa Anna."

Viele Bäume mussten weichen
60 Bäume haben Spezialisten am Hang hinter dem Kavaliershaus gefällt. Für jeden einzelnen Baum musste eine Genehmigung bei der unteren Naturschutzbehörde eingeholt werden. Weil das zehn Hektar große Gelände des Bergparks unter Denkmalschutz steht, war auch die Zustimmung der Denkmalschützer nötig. Unter den Bäumen, die weichen mussten, seien weder exotische Raritäten noch alte Baumriesen gewesen, versichert Diana Seiler. "Die bleiben weiterhin Bestandteil des Bergparks."

Schließlich sind sie es, die den Landschaftsgarten rund um die Eppsteiner Villa Anna berühmt gemacht haben. Der Frankfurter Kaufmann und Bankier Alfred Neufville ließ den Bergpark 1885 anlegen. Gartenarchitekt Andreas Weber plante ihn nach dem Geschmack der damaligen Zeit: Mit romantischen Felsformationen, Phantasiebauten, Wiesenmulden, heimischen und exotischen Bäumen und eben jenen Sichtachsen, die im Laufe des vergangenen Jahrhunderts zugewachsen sind.

Einzelne Baumriesen wie eine 54 Meer hohe Douglasie ragen aus dem Grün heraus, andere wie üppige Rhododendronsträuchern gehen fast darin unter. Ein Forstfachmann hat im vergangenen Jahr eine Bestandsaufnahme der Bäume und Gehölze im Bergpark gemacht.

Für den Förderverein ist die Untersuchung eine wichtige Entscheidungshilfe bei der weiteren Arbeit. Denn irgendwann, sagt Seiler, soll das Gelände wieder so aussehen, wie es einst geplant war. Dies nachzuvollziehen, wird schwer genug: Sämtliche alten Ansichten und Pläne wurden bei einem Brand vernichtet. "Wir müssen uns auf das verlassen, was wir heute noch sehen", sagt Seiler.

Ansturm der Besucher
Im Jugendstilgebäude der Villa Anna war nach dem Tode der Familie Neufville ein Müttergenesungsheim der evangelischen Kirche untergebracht, seit bald 30 Jahren werden suchtkranke Jugendliche dort behandelt.

Der Bergpark ist seit einiger Zeit wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. 2009 hat der Förderverein sieben Veranstaltungen angeboten - und er war vom Interesse überwältigt. Bis zu 50 Besucher seien zu den Führungen gekommen, sagt Diana Seiler.

Damit alle etwas vom Rundgang haben, werden die Führer in diesem Jahr ein Megaphon mit auf die Tour durch den Bergpark nehmen.

Programm
Start für das Programm 2010 ist am 11. April. Stadtarchivarin Monika Rohde-Reith führt durch den Bergpark.
Über die Gartenkünstler Heinrich Siesmayer und Andreas Weber berichtet Denkmalpflegerin Barbara Vogt am 15. August.
Für Familien mit Kindern gibt es zwei Touren, bei denen die Baumriesen im Mittelpunkt stehen. Ur- und Fabelwesen kann man beim "Kryptozoologenkongress am 8. Mai erschaffen.
Bergpark Villa Anna, Theodor-Fliednerweg 5 in Eppstein.
www.bergpark-eppstein.de