Ein richtiger Wallfahrtsort

13 Okt. 2009

Main-Taunus-Kurier vom 13. Oktober 2009

„Ein richtiger Wallfahrtsort”
BERGPARK Führungen rund um die Villa Anna ziehen immer mehr
Besucher an / 50. Fördervereins-Mitglied

Von Christina Schultz

EPPSTEIN . „So viele Gäste zu einer Führung hatten wir noch nie,” freute sich Bertold Picard zu Beginn des Rundganges mit dem Titel „Bergpark Villa Anna für Einsteiger”. Die siebte Veranstaltung des Förderkreises war auch gleichzeitig die letzte Führung in der diesjährigen Saison. Vorangegangen waren Rundgänge für Kinder und Jugendliche, Geologische Exkursionen und Fachführungen über Parkpflege. Über 60 Interessierte, junge Familien, Neubürger und alteingesessene Eppsteiner nutzten die letzte Gelegenheit, um in der schönen Herbstzeit einiges über die Besonderheiten des Parks und die Geschichte der Bäume und der Gebäude zu erfahren.

„Das wird heute ein kleiner Sportausflug. Wir sind nicht hier um zu Lustwandeln, die Begegnung mit unserem Park ist auch mit Kletterei verbunden”, versprach der zweite Vorsitzende des Förderkreises, Picard, und prophezeite weiter: „Sie werden mit einem gewaltigen Appetit nach Hause kommen”.

Mit Lautsprecher

Als Premiere stellte die Erste Vorsitzende Diana Seiler einen tragbaren Lautsprecher für den Referenten vor, ohne den bei so vielen Bergparkwanderern auch die lauteste Stimme nicht durchdringen kann. Diana Seiler ließ sich die Gelegenheit der letzten Führung nicht entgehen, um zuvor das 50. Mitglied des Förderkreises Bergpark, Margriet van Staveren, mit einem herbstlichen Blumenstrauß zu begrüßen. Der 2004 gegründete Förderkreis, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Gelände des Bergparks Villa Anna aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und es für Spaziergänger und zum Verweilen attraktiver zu machen, sei stolz, dass es gelungen sei, schon jetzt das halbe Hundert an Fördermitgliedern gewinnen zu können, so Diana Seiler erfreut. Man wolle den Park durch seine Öffnung in das allgemeine Bewusstsein rücken und den Besuchern einen Eindruck vom großbürgerlichen Landleben im Taunus vor dem Ersten Weltkrieg vermitteln.

Davon zeugten während des Rundganges die Wohn- und Wirtschaftsgebäude und die beeindruckenden kulturgeschichtlichen Einblicke in ein außergewöhnliches Gelände mit seinen vielfältigen exotischen Gewächsen. Vor acht Jahren habe er mit den ersten Führungen durch den Bergpark angefangen, von dem vorher kaum ein Mensch Notiz genommen habe, erklärte Bertold Picard. Und plötzlich seien die Eppsteiner in Scharen gekommen: „Es war hier der reinste Wallfahrtsort”. Und auch an diesem Sonntagvormittag erfuhren die Gäste reichlich von der Geschichte der Frankfurter Kaufmanns- und Bankiersfamilie Alfred von Neufville und seiner Frau Anna, die vor mehr als 120 Jahren ihren Sommersitz auf dem Jähenberg oberhalb von Eppstein errichten ließen.

In 13 Jahren angelegt

Innerhalb von 13 Jahren legte Gartenarchitekt Andreas Weber einen eindrucksvollen Park an, der als begehbares Landschaftsgemälde schon zu damaliger Zeit einen hohen Erholungs- und Erlebniswert der adligen Herrschaft hatte. Die größte Besonderheit stellen neben den Gebäuden aus der Gründerzeit die exotischen Bäume und Büsche dar, die mit großem Aufwand aus aller Welt herangeschafft wurden. Wer war diese Anna, deren Namen der Bergpark trägt und wie alt und wie hoch mag die orientalische Fichte sein, die gleich zu Beginn am Rand des sich hochschlängelnden Spazierweges hinauf zum ehemaligen Haupthaus wächst? Dass der Baum einer von 200 ist, die aus der Anfangszeit der Anlage stammen und älter als 300 Jahre werden kann, ist nur ein Beispiel aus der langen Reihe von ungewöhnlichen Fragestellungen, auf die Bertold Picard immer eine Antwort wusste. Seltene Douglasien, vier Meter dicke Mammutbäume, Hamlock-Tannen, riesige Rhododendron- und Magnolienbüsche faszinierten die Führungsbesucher genauso wie es schon die Betrachter vor mehr als hundert Jahren beeindruckte.