Förderkreis muss sich neu aufstellen und startet Aktionstag

06 Jun. 2013

Eppsteiner Zeitung vom 06.06.2013

Förderkreis muss sich neu aufstellen und startet Aktionstag

Spezialitäten im Bergpark

Bis vor wenigen Monaten war für den Förderkreis Bergpark Villa Anna die Welt noch in Ordnung. Die Therapie-Einrichtung profitierte von der Imagepflege des Förderkreises für das verwunschene Anwesen oberhalb des Bahnhofs, der Förderkreis profitierte, weil das Instandsetzen und Sanieren der Wege und Mauern Teil des Therapiekonzepts für die jungen erwachsenen Klienten war.
Seit Oktober 2012 ist die Villa Anna Unterkunft für etwa 20 junge unbegleitete Flüchtlinge.
Die Jugendlichen müssen lernen, ihren Alltag in Deutschland zu organisieren, oftmals traumatische Erlebnisse bewältigen, die Sprache lernen, zur Schule gehen oder eine Ausbildung machen. Gartenarbeit, Wege harken oder einfache handwerkliche Arbeiten gehören jedenfalls nicht zu ihren Aufgaben. Entsprechend hat der Trägerverein Jugendberatung und Jugendhilfe (JJ) das Konzept der Einrichtung verändert. Das riesige Parkgelände samt historischer Villa, Kavaliershaus, Schweizer Haus und Kutscherhaus gehört seitdem nicht mehr zum Arbeitsfeld der Einrichtung.
„Den Förderkreis stellt das vor eine völlig neue Situation“, sagt die Erste Vorsitzende Dr. Diana Seiler: Bisher habe sich der Verein um die Instandhaltung der Wege, das Zurückschneiden von Büschen und das Mähen der Wiesen nicht kümmern müssen. Mitgliedseinnahmen und Spenden flossen in gestalterische Arbeiten. So wurden Blickachsen zu Burg und Altstadt freigeschnitten, Bäume gefällt, eine Erhebung über die besonders erhaltenswerten, exotischen Parkbäume unterstützt, ein Rundwanderweg samt Flyer erarbeitet und zuletzt das historische Taubenhaus mit originalgetreuen Ziegeln neu eingedeckt. Erklärtes Ziel des Vereins ist, „das begehbare Landschaftsgemälde“ wieder sichtbar zu machen.
Dabei will er neben dem Erhalt des Bergparks auch seine ursprüngliche Schönheit mit zahlreichen exotischen Bäumen und Baumgruppen wieder herstellen. Unterstützt wird der Verein darin auch von der Stadt. Für den Ersten Stadtrat Alexander Simon ist der Bergpark „eine ganz besondere Anlage“. Bereits die erste Führung im April habe gezeigt, dass der Bergpark auch viele auswärtige Besucher anzieht und deshalb wichtige Werbung für die Stadt sei. Immerhin kamen zur „Willkommen im Bergpark“-Veranstaltung fast 50 Besucher, mehr als die Hälfte davon nicht aus Eppstein. Umso wichtiger ist auch aus Simons Sicht, dass dem Verein die Weiterarbeit ermöglicht wird, auch unter den neuen Bedingungen.
Die therapeutische Einrichtung hat jetzt signalisiert, dass sie nur noch die notwendigsten Arbeiten ausführt. Dazu zählen der obere Rundwanderweg und die wichtigsten Verbindungswege zwischen den Gebäuden. Insgesamt muss jedoch eine Strecke von rund 2,5 Kilometern Waldwege freigehalten werden, damit Besucher sicher durch den Park gelangen. Bereits im April hatte der Förderkreis deshalb seine Mitglieder zu einer Park-Aktion eingeladen – und war erfreut über die gute Resonanz. „Wenn ein Viertel der Mitglieder zum Arbeiten kommt, dürfen wir zufrieden sein“, sagt Seiler.
Am kommenden Samstag, 8. Juni, ist die nächste Arbeitsaktion geplant. Die 63 Mitglieder wurden angeschrieben. Aber auch jeder andere Bergpark-Fan ist eingeladen. Dringend gesucht wird ein Gärtner, der die Arbeiten fachgerecht einteilt und koordiniert. „Wir sind alle keine Experten“, sagt Seiler. Zuversichtlich gestimmt hat sie das große Interesse und der Ideenreichtum der Mitglieder bei der jüngsten Mitgliederversammlung: Ein Mitglied will Kontakte zur Schutzgemeinschaft deutscher Wald knüpfen, der Vorstand regt beim Eigentümer JJ die Einrichtung eines freiwilligen ökologischen Jahres an. Aktionstage unterm Motto „Aufräumen im Bergpark“ sollen als feste Termine aufgenommen werden.
Bisher stand dem Verein einer der Arbeitstherapeuten der Einrichtung zur Seite. Er kennt jeden Weg, jedes Mäuerchen und weiß genau, wo die Arbeiten am dringendsten sind. Doch auf dessen Hilfe muss der Verein künftig verzichten. „Man hat uns signalisiert, dass die Arbeit im Bergpark nicht mehr Aufgabe der Therapie-Einrichtung ist“, bedauert Seiler und betont gleichzeitig: „Mit unseren Arbeitseinsätzen wollen wir den Status quo im Park erhalten“.
Sie rechnet mit insgesamt fünf bis sechs solcher Park-Einsätze während der Saison im Bergpark. Sie hofft, dass die Freude der Arbeitstruppe anhält und eine feste Gartengruppe mit zehn bis 15 Mitgliedern daraus entsteht.
Anfang Oktober werden die Tore sowieso geschlossen. „Bis dahin wollen wir uns zumindest einen Überblick verschaffen, wie hoch der regelmäßige Arbeitsaufwand im Bergpark ist, um ihn zu erhalten, so wie er ist“, nennt Diana Seiler eine weitere wichtige Perspektive.
Denn nur, wenn der Rundweg erhalten bleibt, kann der Verein auch weiterhin Veranstaltungen im Bergpark organisieren. Auch dafür sucht der Verein neue Mitstreiter, die Spaß am Veranstaltungsmanagement haben. Das Programm für den Sommer 2013 steht. Einige neue Aktionen wie das Sammeln und Zubereiten von „essbaren Wildpflanzen und Kräutern“ sind darunter (siehe Kasten) und einige bewährte Führungen. Seiler weist darauf hin, dass die bisherige Veranstaltungsmanagerin Yvonne Winterer ein gutes Gerüst erarbeitet hat. „Ansonsten lässt der Bergpark viel Freiraum für eigene Ideen“, sagt Seiler.
Last but not least benötigt auch der Vorstand Verstärkung: Eine Schriftführerin oder ein Schriftführer wird gesucht.   bpa
Ein Seminar über essbare Wildpflanzen und Kräuter bietet der Bergpark Villa Anna am Sonntag, 23. Juni, zwischen 13.30 und 19 Uhr an. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen suchen mit dem Biologen Dr. Markus Strauß die Kräuter. In der Villa Anna werden Salate und Gemüse daraus bereitet. Das Praxis-Seminar klingt mit einem gemeinsamen Abendessen aus.
Dr. Markus Strauß arbeitet als Buchautor, Berater und Seminarleiter. Der Biologe hat es sich mit seinen Büchern zum Ziel gesetzt, die Themen Gesundheit, Genuss und Natur unter einen Hut zu bringen. Bekannt ist Dr. Markus Strauß durch TV- und Rundfunkbeiträge. Für das Seminar ist eine Anmeldung erforderlich (Kosten: 70 Euro). Informationen bei Yvonne Winterer, E-Mail: veranstaltungen@bergpark-eppstein.de oder telefonisch unter 57 69 13.