Spannende Szenen im Bergpark Villa Anna

25 Jun. 2011

Wiesbadener Kurier vom 25.6.11
Spannende Szenen im Bergpark Villa Anna
Von Christine Dressler

ERLEBNISTAG Eppsteiner Förderkreis sammelt für Renovierung des Taubenhauses / Mehr Berührung mit Therapieeinrichtung

Lesezeichen

An der Kasse gibt Wolfgang Ulrich jedem ein Lesezeichen des sieben Jahre alten und gut 60 Mitglieder starken Vereins. Damit wirbt der Förderkreis für das Taubenhaus. Denn Vorsitzende Diana Seiler und ihr 14-köpfiges Helferteam nutzen den Tag auch, um Gelder für die Renovierung des denkmalgeschützten Taubenhauses im Park zu sammeln. So versteigerte Fernsehmoderatorin Gabi Bock vom Hessischen Rundfunk ein Bild. Im Vordergrund steht aber bei der Bergpark-Öffnung das Erlebnis für Klein und Groß. Während immer neue Kinder in Kleingruppen mit einer der acht Rallye-Helferinnen zur Bergpark-Rallye starten, erkunden die Erwachsenen das Gelände. Sie spazieren allein durch den Park oder lassen sich seine Entstehung und Details von den Eppsteiner Historikern Bertold Picard und Monika Rohde-Reith erklären. Auch an einer Führung durch die Villa teilzunehmen lässt sich kaum einer entgehen. "Sehr schön" und "eine wunderbare Idee", finden die Besucher dazu, dass Saxofonist Markus Ludwig den Park an wechselnden Standorten oder im Laufen mit seinen Melodien zusätzlich verzaubert.

Die Begeisterung freut Seiler vom Förderkreis, der seit drei Jahren von April bis Oktober jeden Monat eine Führung durch den Park anbietet, aber ihn noch nie in dieser Form präsentierte. Parkführerin "Yvonne Winterer hatte den Traum, einmal den ganzen Bergpark einen Tag lang zu bespielen, und hat das komplette Programm auf die Beine gestellt", berichtet Seiler, wie es zu dem Erlebnistag kam. Der fünfköpfige Vorstand gewann einige fördernde Mitglieder und Freunde des Vereins als ebenfalls ehrenamtliche Helfer. Nur eins hatte Winterer nicht selbst entwickelt: die Rallye.

Was die angehende Biologielehrerin Tina Triesch ursprünglich für ihre Klasse und dann samt Helferschulung für den Tag ausgearbeitet hat, war für die Kinder die Hauptattraktion. "Wir haben jetzt viele Rhododendron, Hainbuchen und eine Stechpalme gefunden", erzählte die neunjährige Lisa, beim Zwischenstopp an der Villa, und die zwölfjährige Pauline, ergänzte: "Wir haben schon ganz verschiedene Bäume gesehen, auch einen Spitzahorn." Es sei gar nicht so leicht, die Bäume zu finden, aber es lohne sich, sei spannend und lustig, schwärmen die Mädchen. Die Eibe habe ihnen zum Beispiel verraten, dass sie giftig sei. Dass jeder Baum durch eine Informationskarte "selbst mit uns spricht", gefällt Pauline besonders. Beide waren "schon oft im Wald", aber "so intensiv" hätten sie sich "noch nie mit Bäumen beschäftigt", sagen die Mädchen. Flugs orientieren sie sich auf ihrem Lageplan und ziehen dann wieder mit der siebenjährigen Emily los:

"Wir müssen nur noch vier Bäume finden."

Das Interesse der Villa-Besucher und ihre Begeisterung für die architektonischen Details wie die handgeschnitzte Eichentür im Raucherzimmer wiederum freut Johannes Winckler. Er leitet die Therapieeinrichtung mit 36 Plätzen für die medizinische Rehabilitation von Suchtkranken, die wie bundesweit nur elf weitere Häuser die Therapie bereits während der Substituionsbehandlung anbietet. "Der Bergpark ist immer offen", werde aber kaum genutzt. "Wir sind dem Förderkreis sehr dankbar", sagte Winckler. Der Erlebnistag trage dazu bei, "Berührungsängste zu nehmen" und "die Stigmatisierung aufzuweichen".