Verein Bergpark löst sich auf – VVE übernimmt das Kleinod

28 Mai. 2014

Eppsteiner Zeitung vom 28.05.2014

Verein Bergpark löst sich auf – VVE übernimmt das Kleinod

Ein Verein mit rundum positiver Bilanz, der sich trotzdem auflöst: Die dauernde Sorge, genügend Verantwortungsbewusste für den Vorstand zu finden, hat die Verantwortlichen zermürbt.
Am vergangenen Mittwoch schlossen sich die Mitglieder des Fördervereins Bergpark Villa Anna dem Vorschlag des Vorstands an. Gut ein Drittel waren anwesend und stimmten, knapp zehn Jahre nach der Gründung, dem Antrag zur Auflösung des Vereins zu. Schon Wochen vor dem Beschluss hatte die Vorsitzende Dr. Diana Seiler Kontakt zum Vorstand des Verschönerungsvereins (VVE) geknüpft. Wie berichtet übernimmt der Eppsteiner Traditionsverein VVE die Aufgaben für Erhalt und Ausbau des Rundwegs. Der Vorstand des Fördervereins hofft deshalb, dass möglichst viele seiner Mitglieder dem Verschönerungsverein beitreten. Etwa ein Drittel der 62 Mitglieder habe das bereits getan, berichtete Seiler in der Mitgliederversammlung.

Das Vereinsvermögen über 5000 Euro wird zur Hälfte dem Verschönerungsverein übertragen. Die andere Hälfte geht laut Satzung an die Bürgerstiftung. Diese habe bereits zugesagt, dass das Geld in die Pflege des Bergparks fließen werde. Im Gegenzug verpflichtet sich der VVE, dafür zu sorgen, dass die Wege im Bergpark für Besucher zugänglich bleiben. Dafür sorge bereits eine Aushilfskraft.

Ein Grund für die Auflösung waren laut Seiler ihre vergeblichen Versuche, neue Helfer zu finden. Nicht einmal für die Betreuung des Gärtners habe sich ein Vereinsmitglied gefunden, berichtete Seiler. Zwei Jahre lang suchte sie außerdem vergeblich nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für Yvonne Winterer, die jahrelang die Organisation der Führungen während der Sommermonate übernommen hatte. Auch der Wechsel der Villa Anna von einer Therapieeinrichtung für junge Erwachsene zu einem Wohnheim für jugendliche Flüchtlinge brachte Probleme, die der Verein nicht auffangen konnte: In der Therapieeinrichtung gehörte die Pflege des Parks, wie berichtet, zu den Pflichten der jungen Klienten. Diese Pflege übertrug die Jugendeinrichtung nun komplett dem Förderverein.

Nach Auffassung des Vorstands war der Aufwand, einen Verein zu betreiben, zu groß, um damit nur die Pflege des Rundwegs zu finanzieren. Deshalb sah Seiler am Ende keinen anderen Weg als einen Schlussstrich zu ziehen. Dabei liest sich die Bilanz ihrer Zeit als Vorsitzende durchaus wie eine Erfolgsgeschichte: Dem Verein ist es gelungen, den Bergpark ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. „Fast jeder kennt ihn“, sagt Seiler stolz, entweder durch eine Führung oder weil er etwas in der Zeitung über den Bergpark gelesen hat. Auch als Veranstaltungsort hat der Bergpark sich etabliert und ist inzwischen ein beliebter Anziehungspunkt für Eppsteiner und Menschen aus der Region. Fünf Jahre lang sorgten Winterer und Seiler als Team dafür, dass im Sommer die monatlichen Veranstaltungen mit wechselnden Themen und abwechslungsreichen Inhalten viele Menschen in den Bergpark zogen.

Der Verein hat eine moderne Homepage mit vier professionellen Kurzfilmen, die Fernsehjournalistin Seiler und ihr Mann, Kameramann Oliver Kloes, zusammen als Jahresrückblicke geschaffen haben. Ein Flyer mit dem Rundweg durch den Park bietet Besuchern inzwischen eine gute Orientierung. Die Sanierung des historischen Taubenhauses war ein finanzieller Kraftakt, den der Verein dank Spendenaktionen und Zuschüsse meisterte.

Gemessen an der Zielsetzung bei der Vereinsgründung wurden wichtige Etappenziele erreicht: Wenzel Breitner vom Landesamt für Denkmalpflege riet dem Vorstand in der Gründungsversammlung damals, eine Bestandsaufnahme zu machen, das Vorhandene zu analysieren und die Historie aufzuarbeiten. Langfristig müsste ein professionelles Pflegekonzept erstellt und projektweise realisiert werden.

Die Bestandsaufnahme liegt vor. Als wichtigste Aufgabe der Anfangsjahre wurden im Bergpark Sichtachsen zu Burg und Altstadt freigeschnitten, denn ein Ziel des damaligen Vorstands war es, das Bewusstsein der Eppsteiner für den Bergpark zu wecken. Immerhin gibt es in Hessen insgesamt nur zwei Bergparks: Die Wilhelmshöhe in Kassel und die Villa Anna in Eppstein. Bergpark und Förderverein sollten deshalb nicht als Konkurrenz zu den anderen Eppsteiner Sehenswürdigkeiten wahrgenommen werden, sondern als Ergänzung.

Bei der historischen Aufarbeitung der Bedeutung des Bergparks, hat der ehemalige Stadtarchivar Dr. Bertold Picard wichtige neue Forschungsergebnisse präsentiert. Sein jüngster Aufsatz erschien in diesem Frühjahr unter dem Titel „Mammutbäume und Hemlocktannen – ein Frankfurter Traum im Taunus, der Eppsteiner Bergpark Villa Anna der Familie von Neufville“ in dem Buch „Frankfurter Parkgeschichten“ von Evelyn Brockhoff und Heidrun Merk im Societätsverlag Frankfurt.

Nach der Auflösung des Vereins bleibt es nun fraglich, ob das Pflegekonzept jemals realisiert wird. Denn dafür müssten gezielt Spenden eingeworben werden, ohne dass wie bisher sofort sichtbare Ergebnisse präsentiert werden könnten. Auch bleibt fraglich, ob der VVE, der wie viele andere Vereine über zu wenige Helfer klagt, mehr als den Erhalt des Rundwegs leisten kann. Dr. Gerold Lingnau deutete bereits in der Versammlung an, der Bergpark sei für den VVE „nur ein Projekt von vielen“, versprach aber als „Mindestleistung“, dass der Park zugänglich bleibe. Bertold Picard plädierte dafür, dass auch künftig gezielt Führungen im Bergpark organisiert werden sollten. Das Interesse sei da.

Als nächstes will Martin Alberts den VVE-Mitgliedern in einer Führung am 22. Juni zeigen, welches Kleinod sie nun zu ihren Schätzen zählen.

Bis vor wenigen Monaten war für den Förderkreis Bergpark Villa Anna die Welt noch in Ordnung.