Villa Anna - Den Mammutbäumen auf der Spur

17 Jan. 2009

Frankfurter Rundschau vom 17.01.2009

Mammutbäume und Weymouthskiefern, griechische Tannen, orientalische Fichten und haushohe Rhododendren - zu Dutzenden hat sie Andreas Weber im ausgehenden 19. Jahrhundert am steilen Hang hinter dem Eppsteiner Bahnhof gepflanzt. Der Landschaftsarchitekt, der auch für den Frankfurter Zoo und das Nizza am Mainufer verantwortlich zeichnet, sollte einen Bergpark rund um die Villa Anna anlegen. Der Besitzer des Landhauskomplexes, der Frankfurter Bankier Alfred Neufville, wünschte sich eine Parkanlage im englischen Stil mit exotischen Bäumen und Sträuchern. "Das war damals in Mode", weiß Diana Seiler, erste Vorsitzende des Förderkreises Bergpark Villa Anna.

Wer heute die steilen Wege hochsteigt, die sich vom Bahnhof die Abhänge emporwinden, kann kaum ermessen, welche Ausmaße der Bergpark Villa Anna einst hatte. Die von Andreas Weber penibel angelegten Blickachsen - von der Villa Anna zur Burg oder zum Schweizer Haus - sind fast alle zugewachsen, die Originalwege sind kaum mehr auszumachen. Und auch die seltenen exotischen Bäume und Sträucher findet auf dem dicht bewaldeten, zehn Hektar großen Areal nur noch ein Fachmann. Einen solchen hat der Förderkreis im vergangenen Jahr engagiert. Hubert Röszner, Forstdirektor im Ruhestand, hat 129 Laub-, 222 Nadelbäume und 103 Sträucher im Bergpark katalogisiert, ihren genauen Standort bestimmt und in einen Plan eingezeichnet. "Wir betreten damit Neuland, denn die ursprünglichen Pläne, die Andreas Weber für den Park gezeichnet hat, sind alle verbrannt", sagt Diana Seidel. Bei seiner Expertise machte Röszner außerdem eine überraschende Entdeckung: Die bis zu 150 Jahre alten exotischen Bäume sind in besserer Verfassung als viele einheimische Gehölze. "Saurer Regen und Trockenheit setzen ihnen offenbar nicht so zu", sagt Diana Seiler. Der Förderkreis steht nun vor einer großen Aufgabe. "Wir überlegen, den Bergpark wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen", sagt die Vorsitzende. Der Denkmalschutzbehörde wurde das Gutachten von Hubert Röszner bereits vorgelegt, denn sie muss zustimmen, wenn die mittlerweile hoch aufragenden uralten Bäume und Sträucher zurückgeschnitten werden.

Rundweg und Faltblatt

Ein Eppsteiner Spezialunternehmen für Baumpflege hat seine Hilfe angeboten. Weil die Arbeiten viel Geld kosten, wird der Förderkreis auch auf die finanzielle Unterstützung von Sponsoren angewiesen sein.

Im Frühjahr sollen die Pläne zur Umgestaltung des Bergparks den Mitgliedern vorgestellt werden und auch die Ideen, die sich daran anschließen. "Wir überlegen, einen Rundweg vorbei an möglichst vielen exotischen Bäumen anzulegen und den Besuchern ein Faltblatt mitzugeben, damit sie sich über die botanischen Raritäten unterwegs informieren können", sagt Diana Seiler.

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