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Kaisertempel
Auf einem Felsvorsprung des Staufen hoch über Eppstein thront der Kaisertempel. Man erreicht ihn entweder zu Fuß auf dem ausgeschilderten Panoramaweg (Download) oder auf der Fahrstraße (Gimbacher Straße). Parkplätze befinden sich beim nahe dem Tempel gelegenen Ristorante Kaisertempel. Man kann ihn aber auch von Kelkheim-Fischbach oder Hofheim-Lorsbach aus erwandern.
Der Kaisertempel ist in klassizistischem Stil erbaut. Vorbild war der griechisch-dorische Tempel. Die Frontseite schmücken vier Säulen mit einer Höhe von etwa 3,90 Meter. Aus Backsteinen gemauert und verputzt, tragen sie Kapitelle aus Sandstein. Darüber liegt der Architrav, den eine kräftige Leiste vom Fries trennt. Ein Satteldach schließt das Ganze ab. Der Sandstein hatte beim Bau des Tempels den Vorteil leichter Bearbeitbarkeit. Inzwischen hat sich das als nachteilig erwiesen: Das Material ist porös und bröckelt, so dass Restaurierungsarbeiten aufwendig sind. Die Größe der Vorhalle beträgt ca. 7,40 x 2,20 Meter. Im Innern des Tempels befinden sich an der Querwand Medaillon-Reliefbildnisse der Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) und Friedrich III. (1831-1888), an den Seitenwänden Büsten des Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898) und des Generalfeldmarschalls Helmuth von Moltke (1800-1891).
Der Kaisertempel wurde von 1892 bis 1894 errichtet. Anlass waren der Sieg über Frankreich und die Gründung des II. Deutschen Reichs im Jahr 1871. Der Architekt Conrad Steinbrinck aus Frankfurt fertigte den Entwurf kostenlos an. Der Bau kostete insgesamt 3300 Goldmark, Bauherr war der Verschönerungsverein Eppstein. Am Kerbemontag 1892 wurde der Grundstein gelegt, am 2. September 1894 wurde der Kaisertempel feierlich eingeweiht.
Heute hat der historische Aspekt keine Bedeutung mehr. Freunde aus Eppsteins französischer Partnerstadt Langeais besuchen den Tempel ohne Groll und genießen die wunderbare Aussicht. Der Kaisertempel ist zum beliebten Treffpunkt von Wanderern, Spaziergängern, Schulklassen und anderen Gruppen geworden. Für Eppstein ist er ein
ortsgeschichtliches Zeugnis. Als historisches Baudenkmal ist er in die Denkmaltopographie des Main-Taunus-Kreises aufgenommen worden.
Zu seinem 100. Geburtstag wurde der Kaisertempel 1994 gründlich renoviert. Für diese aufwendigen Arbeiten hatte der Verschönerungsverein zu einer Spendenaktion aufgerufen, der nicht nur Eppsteiner folgten. Die Gesamtkosten für die umfangreichen Arbeiten beliefen sich auf etwa 80 000 DM (fast 41 000 Euro). Auch die am Bau beteiligten Handwerker erwiesen sich als freundliche Sponsoren. Später wurde am Eingang zum Tempel eine bebilderte Info-Tafel angebracht, eine Panoramakarte vor dem auf der Plattform montierten Fernrohr gibt Auskünfte über interessante Objekte im Umkreis.
Die Aussichtsplattform selbst wurde 2009 mit einem verbesserten, weniger unebenen Pflaster versehen, und 2010 wurden die Geländer von Plattform und Treppe erneuert, weil sie den Sicherheitsvorschriften nicht mehr entsprachen. Auch hier sprangen wieder großzügige Spender ein, so Eppstein Foils (die vormalige Stanniolfabrik Eppstein), Mainova, Frankfurter Volksbank und das Eppsteiner Ehepaar Löns, Nachkommen eines der Gründer des VVE. 2011 wurde die Renovierung des Kaisertempel-Umfelds vollendet, mit der Montage von Sicherheitsglas-Scheiben an Teilen des Geländers und – im Zusammenwirken mit dem Grundeigentümer – mit dem Aufbringen eines Kiesbelags auf dem Vorplatz des Tempels. Außerdem wurden 2013 die provisorische Stromversorgung durch eine dauerhafte Lösung für die Tempelbeleuchtung ersetzt und Strom sparende LED-Leuchten installiert. Die seit 2009 vorgenommenen Arbeiten im Außenbereich des Kaisertempels erforderten insgesamt noch einmal rund 30 000 Euro.
Seit 1991 findet alljährlich am ersten September-Sonntag das Kaisertempelfest statt, das viele Besucher anlockt.