Bergpark Villa Anna - Verstecktes Kleinod

18 Mai. 2009

Frankfurter Rundschau vom 18.05.2009

Bergpark Villa Anna – Verstecktes Kleinod
Von Jöran Harders

Es ist ein verborgener Schatz. "Spätestens ab April verschwindet die Villa Anna jedes Jahr hinter dem Laub der Bäume und die Existenz des Bergparks ist von unten gesehen nur zu erahnen", sagt Diana Seiler. Die Vorsitzende des Förderkreises Bergpark hat es sich zur Aufgabe gemacht, dafür zu sorgen, dass die Eppsteiner ihren Bergpark – neben der Kasseler Wilhelmshöhe der einzige in Hessen – irgendwann einmal wieder besser sehen können.

Freier Blick auf die Burg
"Es war sicherlich der herrliche Ausblick, um dessentwillen sich die Familie Neufville in dieses Grundstück verliebt hat", vermutet Matthias Bauer. Deshalb sollen Besucher des Parks von oben künftig wieder einen ungehinderten Blick auf die Stadt und auf die Burg haben. Der Forstwirt ist ebenfalls Mitglied des Förderkreises und hat im Rahmen einer Führung erläutert, wie die Blickachsen, die bei der Planung des Parks vor 120 Jahren ganz bewusst angelegt wurden, wieder hergestellt werden könnten. "Die Hügel um Eppstein herum waren damals ziemlich kahl", so Bauer.

Parkgeschichte
Den Bergpark auf dem Jähenberg ließ Alfred von Neufville ab 1884 anlegen. Gartenarchitekt war der Schöpfer der Gartenanlagen des Frankfurter Zoos, Andreas Weber. Nach dem Tod des Ehepaares Neufville wurde das Gelände an die Stadt Eppstein und die Evangelische Kirche verkauft, 1981 an die Jugendberatung und Jugendhilfe Frankfurt. Dieser Verein betreibt dort heute eine therapeutische Einrichtung für drogenabhängige Menschen. Seit 2003 steht der Bergpark unter Denkmalschutz.

Der Bankier Alfred von Neufville ließ in seinem Park vor allem exotische Bäume pflanzen, etwa Douglasien, Mammutbäume, Weymouthskiefern, orientalische Fichten oder griechische Tannen. 400 dieser Exoten stehen heute noch im Bergpark – sie verschwinden aber zwischen Tausenden heimischer Bäume und Sträucher, die auf dem rund 10 Hektar großen Areal inzwischen von selbst gewachsen sind.

"Vor allem der Bergahorn pflanzt sich hier sehr gut fort", stellt Matthias Bauer fest. Damit, den Wildwuchs zurückzuschneiden, will sich der Förderkreis in den kommenden Jahren und Jahrzehnten beschäftigen. "Das ist eine Aufgabe, die viel Zeit und auch Geld erfordert", meint Diana Seiler. In Absprache mit Denkmalschutz- und Naturschutzbehörden wurden jetzt zunächst einmal 60 Bäume markiert, die demnächst fallen müssen. Ganz behutsam solle wieder "eine gewisse Durchgängigkeit geschaffen" werden, damit sich die Parkbesucher bald wieder an dem Blick erfreuen können, den auch die Familie Neufville genossen hat.

Einige Bäume bleiben
Es wird aber nicht alles abgeholzt, was in den vergangenen 100 Jahren im Bergpark wild gewachsen ist. "An der Villa Anna steht beispielsweise eine wunderschöne Fichte. Wenn man es nur aus der Sicht des Denkmalschutzes betrachtet, müsste man sagen, die gehört da nicht hin und kommt deshalb weg. In solchen Fällen werden wir Kompromisse machen und Bäume, um die es schade wäre, stehen lassen", sagt Bauer.