Der Konkurrenzkampf der Gärtner

18 Aug. 2010

Höchster Kreisblatt vom 18.08.2010
Der Konkurrenzkampf der Gärtner

Von Anja Baumgart-Pietsch

BERGPARK Heinrich Siesmayer und Andreas Weber haben in der Region Spuren hinterlassen

Heinrich Siesmayer und Andreas Weber - zwei Gärtner im Frankfurt des 19. Jahrhunderts, zwei erbitterte Konkurrenten. Das zumindest erläuterte Barbara Vogt, Expertin für historische Gartenkultur und Gartendenkmalpflege bei einem sehr interessanten Vortrag in der „Villa Anna“ im Bergpark Eppstein.

Erbe wird gepflegt
Der Förderkreis des Bergparks, der seit einigen Jahren ein abwechslungsreiches Programm rund um den historischen Garten anbietet, hatte Barbara Vogt, unter anderem auch Autorin eines umfangreichen Buches über Siesmayer, eingeladen. Der Frankfurter Gärtner war Ehrenbürger Bad Nauheims, dem nach der Anlage des dortigen Kurparks der Titel des großherzoglich hessischen Hofgarteningenieurs verliehen wurde. Er gründete im Jahre 1842 zusammen mit seinem Bruder im Frankfurter Stadtteil Bockenheim das Familienunternehmen Gebrüder Siesmayer und legte unter anderem in Bad Vilbel, Mainz und Wiesbaden botanische Kleinode an, die heutzutage von unschätzbarem Wert sind. Auch den Frankfurter Palmengarten hat Siesmayer aus den Beständen der ehemaligen Orangerie des Biebricher Schlosses begründet. Siesmayer absolvierte seine Gärtnerlehre bei der Frankfurter Firma Rinz, dessen Inhaber der Großvater Andreas Webers war, der später als Frankfurter Stadtgärtner zum Konkurrenten Siesmayers werden sollte. So kamen aus Sicht des Erbauers der Villa Anna, des begüterten Frankfurter Kaufmanns Alfred von Neufville, nur diese beiden Gärtner in Frage, um das steil abfallende Gelände jenseits des Eppsteiner Bahnhofes in einen ansprechenden Landschaftspark zu verwandeln. Den Auftrag erhielt Weber, der bereits die Gartenanlagen des Frankfurter Zoos und des „Nizza“ am Main geschaffen hatte. Mit viel Geld konnte Weber Bäume und Sträucher aus aller Welt anpflanzen, großzügige Wege anlegen und harmonische Blickachsen schaffen. Der heutige Förderverein hat sich zum Ziel gesetzt, diesen historischen, unter Denkmalschutz stehenden Park weiter zu pflegen und vor allem bekannt zu machen, unter anderem auch durch Vorträge. Barbara Vogt beschrieb das Leben der beiden Gärtner, ihre Herkunft aus Gärtnerdynastien und ihre anderen Schöpfungen in der Region. Beispielsweise empfahl sie den Besuch des Gail’schen Gartens in Rodheim bei Gießen, eines im englischen Stil von Siesmayer angelegten Parks, um dessen Geschicke sich ebenfalls ein privater Freundeskreis kümmert.

Vogt ging auch noch kurz auf die Besonderheiten eines „Bergparks“, also eines Grundstückes in steiler Hanglage ein: Das Wichtigste seien die Ausblicke, die ein solcherart gelegener Park biete. Also legten die Gartenarchitekten besonderes Augenmerk auf die Blickachsen. Aber auch die Anpflanzung von Nadelbäumen und -hölzern sei typisch für Bergparks, da man diese mit alpiner Landschaft verbinde. Dass die Landschaftsgärtner des 19. Jahrhunderts auch Wert auf seltene und exotische Pflanzen legten, auch künstlich das Gelände veränderten, also beispielsweise Hügel und Täler anlegten, dass sie kunstvolle „Blumenparterres“ anlegte und mit Wasser spielten, waren weitere Themen des informativen Vortrags der Gartenexpertin. Der nächste Termin des Förderkreises im Bergpark ist am 12. September: Umweltpädagogin Marga Rodmann erzählt Geschichten über die Bäume des Waldes.