Ein Stein bremste das Wasser

09 Apr. 2009

Höchster Kreisblatt vom 9. April 2009
Ein Stein bremste das Wasser

Experte Martin Alberts berichtete bei einem Rundgang, wie die Landschaft aus einem Meer entstanden ist. Sogar Muscheln und Haifischzähne wurden in der Region gefunden.

Vor 400 Millionen Jahren gab es den Taunus noch nicht. Ein weites Meer breitete sich dort aus: der Rhenoherzynische Ozean. Was er hinterlassen hat, sind allerlei Gesteine im Erdreich, nachdem sich das Meer zurückgezogen hat. „Selbst Muscheln und Haifische aus dem Meer wurden bei Auringen gefunden”, berichtete der Hobbygeologe Martin Alberts bei einem geologischen Spaziergang im Bergpark Villa Anna. Dort findet sich eine Auswahl von Gestein aus frühesten geologischen Zeitaltern, die Alberts vorstellte – mit viel Wissen und seinem Hammer im Gepäck, mit dem er für sein Publikum Brocken aus dem Gestein abschlug. Denn Steine in der Hand sollten den rund 50 Teilnehmern ein Gefühl für das geben, was sich vor Jahrmillionen im Meer abspielte, in dem die Taunusberge von heute entstanden.

Der schuppige Phyllit
In der Tiefe des Wassers bewegten sich damals schiebend und malend die Erdschichten. Zwei riesige Schollen, Avalonia und Armonica, drifteten gegen- und auseinander und hinterließen im Schelfmeer Ablagerungen. Als älteste geologische Formation entstand dunkler Schiefer, der Phyllit. Dieses schuppige Gestein findet man rings um Eppstein.
Gleich neben der Villa Anna ragte unter Bäumen ein Phyllit auf – als Hintergrund für einen Gedenkstein aus der Bauzeit der Villa. Unter hohem Druck und großer Hitze bei den Bewegungen der Erdschichten wurde das Gestein wasserundurchlässig. So konnte hier in Eppstein auch kein Wasser gefördert werden, erst wieder in Fischbach, wo es keinen Phyllit mehr gibt, wusste Alberts.

Wasser aus Spalten
Von Beruf Vermesser, kam er aus dem Sauerland nach Eppstein. „Ich bin hier wie dort zu Hause”, sagte er, denn auch im Sauerland findet sich der Phyllit aus dem Devon, der sich über das Rheinische Schiefergebirge bis in den Taunus zieht. Alberts ist Geologe mit Leib und Seele. Während des Spaziergangs führte er die Teilnehmer bergauf bis zum Taubenhaus, mit Zwischenstop am Schweizer Haus. An jeder Station berichtete er über eine neue geologische Formation bis hin zu jener Zeit, in der sich unter dem Schieben und Drücken die Erdschichten zum Taunus-Gebirge zusammenfalteten und die Terrassenlandschaft formten.
Dabei entstanden Quarzgänge, aus Erdspalten kommt Thermalwasser als heiße Quellen in Wiesbaden hervor. Quarz kommt als Sand vor, auch als Quarzitfelsen im Taunus, wird vor allem für die Firma Schott in Mainz für ihre Glasproduktion abgebaut. Durch den Druck und eine immer größere Fließgeschwindigkeit beim Auf und Ab beim Entstehen des Taunus sind das Wasser und die Kieselsäure aus dem Quarzit herausgepresst worden. Kleine Quarzbrocken werden dabei hin- und hergerollt, bis sie rund sind. Als „Bachkatzen” oder „Hofheimer Kiesel” bekannt, gebe es sie etwa in Oberjosbach bis hin nach Auringen, berichtete Alberts. Er selbst habe sie beim Ausschachten seines Hauses gefunden.
Am höchsten Punkt im Bergpark angelangt, empfahl Alberts abschließend seinen Zuhörern, die Aussicht zu genießen – wie dies schon Goethe angeregt hatte. Dabei fiel ihr Blick auf den Neufville-Turm, der noch geschlossen ist. kic