Faltblatt hilft, die Schönheit des Bergparks zu entdecken

22 Sep. 2010

Eppsteiner Zeitung vom 22.09.2010

Faltblatt hilft, die Schönheit des Bergparks zu entdecken

Die Vorsitzende des Förderkreises Bergpark Villa Anna, Dr. Diana Seiler, machte die Eröffnung des neu ausgeschilderten Rundwegs am Sonntagnachmittag spannend: Gemeinsam mit Dr. Bertold Picard, Erstem Stadtrat Alexander Simon und dem Leiter der Therapeutischen Einrichtung Johannes Winckler schnitt sie feierlich ein rotes Band entzwei. Seiler bezeichnete den Rundweg als Meilenstein für den Bergpark. Immer wieder sei es angesichts der vielen Pfade im 120 Jahre alten Park vorgekommen, dass die Besucher vor lauter Bäumen die exotischen Gewächse nicht sahen. Dank der Faltblätter mit Wegeplan und Holzschildern, auf denen in großen Buchstaben „Rundweg“ steht, erschließen sich den Spaziergängern jetzt die Schönheiten des Bergparks samt der Ausblicke auf Burg und Stadt besser.
Besucher sollten in Zukunft auf einen kleinen grünen Metallkasten vor dem Torbogen an der Einfahrt zur Villa achten: Er gibt Faltblätter frei, die den Spaziergänger an ehrwürdigen Baumriesen, Rhododendronbüschen und den sehenswerten Bauten vorbeileiten. Über 2,5 Kilometer lang ist der Weg, der gut in anderthalb Stunden zu schaffen ist, wobei 100 Meter Höhenunterschied überwunden sein wollen.
Erste Sehenswürdigkeit ist das ehemalige Kutscherhaus der Familie Neufville, der Eppstein das immer noch im Verborgenen blühende Juwel verdankt. Linker Hand an der Villa Anna vorbei führt der Rundweg zum ersten Naturdenkmal: einer orientalischen Fichte, auf die schon bald die erste hohe Douglasie folgt. Nicht weit entfernt hat der Förderkreis eine neue Sichtachse auf die Burg freischneiden lassen. Bergan führt der Weg dann an einem Eibenhain vorbei zum Schweizer Haus.
Ein solches Alpendomizil gehörte im 19. Jahrhundert in jeden Park, dessen Besitzer auf sich hielt, erzählte Dr. Picard den 30 Besuchern, die zur Eröffnung des Rundwegs gekommen waren. In Eppstein, der Perle der Nassauischen Schweiz, durfte es nicht fehlen. Die Eppsteiner erzählten sich früher, das Holzhaus sei in der Schweiz abgebaut und neu zusammengesetzt worden, so authentisch wirkte das von üppigem Rhododendron flankierte Haus über einer weitläufigen Wiesenmulde, die heute zum großen Teil mit Bäumen bewachsen ist.
Der Neufville-Turm liegt auf halber Strecke des Rundwegs, darauf hat die ehrenamtlich tätige Arbeitsgruppe des Förderkreises unter Leitung von Picard geachtet. Verlockt er doch die Erkunder des Parks mit Kaffee und Kuchen oder Handkäs’ und Apfelwein zu einem Päuschen. Am Sonntag wurde auf den Abstecher dorthin verzichtet, doch einige Besucher gaben der Versuchung nach und bogen ab.
Beim Tauben- und Gärtnerhaus auf der Höhe machte Dr. Picard auf eine Eiche aufmerksam, die etwa 30 Jahre älter als der Park ist. Die Schweine der Eppsteiner durften sich hier mit Eicheln satt fressen. Auch sie ist im Faltblatt erwähnt. Schließlich betrieben die Eppsteiner hier Landwirtschaft mit kargen Erträgen, lange bevor der Bergpark angelegt wurde.
Zur Eröffnung des Rundwegs waren kaum Eppsteiner, dafür viele Besucher aus dem Umland unter Führung von Dr. Picard mit dem Faltblatt in der Hand unterwegs. Marita Godtmann aus Frankfurt, über 70 und in ihren Wanderschuhen gut zu Fuß, hatte sich schon auf eigene Faust umgeschaut und kannte sich aus, als es wieder bergab ging. „Gleich kommt der wunderbare Blick auf die Burg“, freute sie sich und schwelgte wie die 23 Jahre junge Maria Mader aus Lorsbach an der im Plan ausgewiesenen Aussichtstelle. Sämtliche Fotoapparate wurden gezückt, um „den schönsten Blick auf Eppstein“ festzuhalten.
Immer wieder vertieften sich die Besucher in den noch druckfrischen Flyer und vollzogen Dr. Picards Erläuterungen nach. Vor einem Jahr hatten er und seine Mitstreiter mit den Vorarbeiten für den Rundweg begonnen. Viele Besprechungen waren nötig, bis das Konzept stand und die Entscheidungen getroffen waren. So musste bei fast 200 sehenswerten Gewächsen eine Auswahl getroffen werden. 33 sind mit Nummern auf Holzpfählen bezeichnet und lassen sich so mithilfe des Faltblattes finden. Forstexperte Hubert Rösner hatte sie schon vor einiger Zeit kartiert. Die gut lesbaren Schilder schreinerte Günter Fischer, eine Eppsteiner Metallbaufirma baute den Kasten für die Faltblätter und der inzwischen verstorbene Manfred Limberger hatte sich um Satz und Layout verdient gemacht. Hans Jakob Sauer trug mit seinen Zeichnungen zum Gelingen bei und Oliver Klös vom Förderkreis hat das Höhenprofil vom Rundweg graphisch dargestellt, um nur einige zu nennen.
Mit der Schließung des Parkplatzes hinter dem Bahnhof ist der Bergpark nun erst einmal schlechter zu erreichen.
Trotzdem lohnt sich ein Abstecher zu Sehenswürdigkeiten, die vielen Eppsteinern bislang verborgen geblieben sind. sp