Videoclip und Website - Bergpark Villa Anna verjüngt sich

24 Apr. 2009

Eppsteiner Zeitung vom 24.04.2009

Ein Hauch von Grün liegt über den Bäumen und wird jeden Tag ein wenig intensiver. Nur noch wenige Tage, dann grünen und blühen alte Eichen, Rotbuchen, Kastanien und baumhohe, purpurfarbene Rhododendronbüsche im Bergpark in voller Pracht. Um 1890 ließ der Frankfurter Bankier Alfred de Neufville das Gelände oberhalb des Bahnhofs samt Landhaus und Nebengebäuden anlegen. Heute ist dort das Therapiezentrum der Suchthilfe des Vereins „Jugendberatung und Jugendhilfe“ Frankfurt untergebracht. Jahrzehntelang war das Parkgelände für die Öffentlichkeit unzugänglich. Seit zwei Jahren ist es von April bis Oktober an Wochenenden und Feiertagen für Wanderer und Spaziergänger geöffnet. Im Laufe des Jahres will der Förderkreis einen Flyer mit dem neu festgelegten Rundweg herausgeben.

Zur Zeit entsteht die erste Film-Dokumentation über die Sommersaison 2008 im Bergpark. Sie zeigt die verwunschene Schönheit des verwilderten Parks: Üppiges Grün, sonnendurchflutete Wälder, ausgetretene Steinstufen am steilen Hang und romantische Durchblicke auf die Burg und die gegenüberliegende Talseite. Die Fernsehjournalistin Dr. Diana Seiler, seit einem Jahr Vorsitzende des Förderkreises Bergpark Villa Anna, und ihr Mann, der Kameramann Oliver Klös, haben die Aufnahmen gemacht und wollen den fertigen Film in den nächsten Wochen auf die neue Internetseite des Vereins stellen (www.bergpark-eppstein.de). In einem rund vier Minuten langen Film geben die beiden den Zuschauern einen Einblick in den Bergpark und dokumentieren Ziele und Arbeit des Vereins.
Zahlreiche Wege führen durch das auf den ersten Blick unwegsame Gelände und geben immer wieder neue Aussichtspunkte frei. „Ich war selbst überrascht, wie viele schöne Blickwinkel der Park bietet“, sagt Seiler über die Fülle an Bildmaterial und fügt hinzu: „Wir wollen in unserem Film aber nicht nur schöne Bäume zeigen, sondern auch dokumentieren, was im Laufe des Jahres im Bergpark passiert“.
„Aus dem Dornröschenschlaf wecken“ lautet deshalb der Titel des Films – er ist auch Motto und langfristiges Ziel des im Oktober 2004 gegründeten Förderkreises. Zur Zeit wird gemeinsam mit Denkmal- und Naturschutzbehörde ein Konzept über die künftige Gestaltung des Parks erarbeitet. Seiler: „Wir hoffen, dass im Herbst die Bäume für die erste Sichtachse gefällt werden können.“ Aus ihrer Sicht ein wichtiger Schritt für die Neugestaltung des Parks.
Die freie Journalistin arbeitet in der Nachrichtenredaktion des Hessischen Rundfunks, Ehemann Oliver ist freier Kameramann. Gemeinsam wollen sie eine Langzeit-Dokumentation über den Park schaffen: „Ich habe in meinen Filmen schon Menschen ein Jahr lang begleitet. Beim Bergpark muss ich in anderen Dimensionen denken. Mal sehen, wie der Jahresrückblick 2019 aussieht“, wagt sie eine mutige Prognose. Sie hofft jedoch, schon im Herbst erste Veränderungen dokumentieren zu können.
Die 43-jährige Volkswirtin hat vor einem Jahr den Vorsitz des Förderkreises übernommen. Eines ihrer erklärten Ziele ist, den Bergpark auch den Eppsteinern ins Bewusstsein zu rücken. Menschen aus der gesamten Region kommen zu den Vorträgen und Führungen, die der Förderkreis regelmäßig anbietet, „nur die Eppsteiner tun sich anscheinend schwer, das Besondere dieser historischen Gartenanlage vor ihrer Haustür zu erkennen“ hat sie beobachtet.
Ihre Vorgängerin Gabriele Menzendorf hatte die Journalistin vor einem Jahr angesprochen. Seit acht Jahren wohnt Seiler mit ihrem Mann in Bremthal. Mitglied im Förderkreis wurde die gebürtige Berlinerin vor zwei Jahren nach einer Besichtigung des Parks und der Therapie-Einrichtung am Tag des offenen Denkmals: „Ich war beeindruckt von der Geschichte des Parks und der Verknüpfung von Denkmalschutz und Sozialarbeit“, erinnert sie sich.
Die EZ berichtete schon einmal über Diana Seilers journalistische Arbeit. 2001 erhielt sie den Medienpreis der Kindernothilfe-Stiftung für ihre Hörfunksendung über eine Kindergewerkschaft in Peru. Auf den Reisen mit Oliver Klös in Südamerika entstanden schon zahlreiche Fernsehfeatures für die Sender Arte und Hessischer Rundfunk. „Das sind so die Sahnebonbons meiner Arbeit“, sagt sie lachend. Ihr Brot verdient sie als Nachrichtenredakteurin für „Hessen aktuell“ und „Hessenschau“.
Bremthal als Wohnort wählten die beiden aus praktischen Gründen aus: Die Großstädterin wollte ohne Auto zurechtkommen. Hobby-Astronom Klös suchte einen Wohnort, der nachts dunkel genug ist, um Sterne zu beobachten. Inzwischen schätzen sie auch das Reizvolle des Kleinstadtlebens: „Donnerstags muss ich erst die wichtigsten Neuigkeiten in der Eppsteiner Zeitung lesen und greife dann zur ,Zeit’“.
Der Vorsitz des Förderkreises ist ihr erstes Ehrenamt in Eppstein. Sie hat kürzlich eine Ausbildung zur Mediatorin gemacht. In Frankfurt war sie im Journalistinnenbund aktiv. Im „Busines and Professional Women“ (BPW) Club Frankfurt war sie zweite Vorsitzende und macht noch das Programm. Das deutschlandweite Frauennetzwerk intiierte 2008 den ersten Equal Pay Day in Deutschland. Über den bundesweiten Erfolg des zweiten Aktionstages im März 2009 freut sich Seiler sehr: „Aber als Initiatorinnen wurden wir jetzt fast gar nicht mehr erwähnt“, hat sie die Erfahrung vieler anderer Freiwilliger gemacht: „Ehrenamtlicher Einsatz wird sehr schnell zur Selbstverständlichkeit“.
Damit das Bergpark-Video am Ende flüssig und unterhaltsam wird, hat die Journalistin im Frühjahr einen genauen Drehplan festgelegt. Fünf Tage lang war Oliver Klös mit der Filmkamera im Park unterwegs, einmal auch auf der Burg. Die Blickachse von der Burg zum Park ist für Diana Seiler ein zentrales Motiv für künftige Filme, um die Entwicklung des Parks zu zeigen.
Neben der Naturidylle dokumentiert der Film drei wichtige Ereignisse: Die Übergabe eines Spendenschecks der Nassauischen Sparkasse im Mai 2008 – „Für unseren Verein mit 45 Mitgliedern zählt jede Spende“, erklärt Seiler – Eine Führung mit Stadtarchivar Dr. Bertold Picard zeigt „eine unserer Hauptaktivitäten in der Öffentlichkeitsarbeit“, begründet Seiler diese Auswahl. Als drittes Ereignis hält der Film fest, wie Forstdirektor a. D. Hubert Rößner Vegetation und Baumbestand des Bergparks notierte und beschrieb – „Eine einmalige Vorarbeit für alle künftigen Projekte“, ist Seiler überzeugt.
Für die Baumvermessung vereinbarte Klös einen extra Filmtermin mit Rößner, um einzelne Szenen in mehreren Sequenzen zu drehen. Im Film wird die Vermessung einer mächtigen Douglasie innerhalb weniger Sekunden gezeigt. Beim Dreh hat Klös mindestens vier unterschiedliche Szenen aus verschiedenen Perspektiven vor und hinter dem Baum und in unterschiedlichen Einstellungsgrößen gefilmt: Eine „Totale“, die die Gesamtsituation zeigt, eine „Halbtotale“ für die Details und eine „Close up“-Szene, also eine Nahaufnahme, die das Maßband und eine Hand mit einem Stift über einem Notizblock zeigt.
Aus diesen Einzelaufnahmen setzt Cutter Dirk Farin den Messvorgang, der in der Realität etwa zwei Minuten dauert, zusammen. Er ist der dritte Partner im Filmteam. Er sichtet das Filmmaterial, bespricht mit der Redakteurin die Story und den Ablauf des Films. Der Frankfurter Videotechniker arbeitet oft mit dem Bremthaler Kameramann zusammen und schätzt dessen detaillierte Vorarbeit. „Das Storyboard“, so heißt das Auflösen einer Filmsequenz in mehrere Bilder, muss der Kameramann im Kopf haben. „Je klarer er es durchdacht hat, desto leichter kann der Cutter daraus wieder eine ganze Sequenz machen“, schildert Diana Seiler, die den Inhalt vorher festgelegt und die einzelnen Drehtage vorbereitet hat. Je besser die Szenenauswahl und der Schnitt, desto weniger fällt dem unbedarften Betrachter am Ende auf, dass er nur einen Bruchteil der eigentlichen Handlung im fertigen Film sieht.
Selbst beim besten Drehbuch ergeben sich während des Filmschnitts neue Zusammenhänge aus dem Film heraus. Deshalb lobt Cutter Dirk Farin: „Die Vorarbeit für den Bergparkfilm ist ausgezeichnet. Es gibt viele unterschiedliche Einstellungen.“ Zwei bis drei Arbeitstage sitzt er über dem fertigen Material, bis der Film steht. Ein Hobby-Pianist und Nachbar der beiden wird ausgewählte Klassikkompositionen extra einspielen. „Das ist schon etwas Besonderes“, freut sich Seiler.
Die Musik ist eine wichtige Klammer, die die einzelnen Szenen im Kopf des Betrachters erst zu einem Ablauf verknüpft. Sie bestimmt auch das Erzähltempo. Für Farin ist ganz klar: „Der Film darf nicht wirken wie ein Auto-Werbeclip, aber auch nicht so betulich wie eine Heimatreportage über den bayerischen Wald.“
Von fast sechs Stunden Film blieben nach dem Sichten rund zwei Stunden brauchbares Material übrig. Daraus wurden Szenen für den gut vier Minuten langen Videoclip ausgewählt. Keine einfache Aufgabe: „Wir haben viele schöne Szenen rausgelassen“, bedauert Seiler, „aber wir wollten einen kurzen, einprägsamen Film schaffen“. Das Filmmaterial ist Grundstock für künftige Jahresrückblicke. Außerdem macht er Lust auf mehr – vielleicht an einem sonnigen Tag im Bergpark oder in einem Jahr bei der Fortsetzung. Beate Palmert-Adorff

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